
Das Wort Nachhaltigkeit hat sich fest in unseren alltäglichen Sprachgebrauch etabliert. Auch für Generationen spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Grundlage um Gerechtigkeit für alle zu schaffen.
Key Insights: Worum es geht?
- In Debatten um Generationengerechtigkeit spielt der Begriff der Nachhaltigkeit oftmals eine entscheidende Rolle. Allgemein wird unter Nachhaltigkeit eine Lebensweise verstanden, die es den gegenwärtig lebenden Menschen erlaubt, ihre Bedürfnisse so zu befriedigen, dass auch zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse befriedigen können.
- Nachhaltigkeit wird, etwa im Rahmen der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, als Leitschnur von Entwicklung verstanden: Entwicklung und Nachhaltigkeit werden nicht gegeneinander ausgespielt, sondern systematisch verbunden: Wie können wir die großen Probleme des Planeten in der Gegenwart so lösen, dass auch zukünftige Generationen auf Grundlage dieser Lösungen gut leben können?
- Oftmals ist von einem Dreiklang der Nachhaltigkeit die Rede, der aus sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten besteht. Nach dieser Grundidee gelingt nachhaltige Entwicklung nur dort, wo alle drei Aspekte – vom Kampf gegen Armut und Hunger bis hin zum Schutz des Klimas und natürlicher Umwelten – miteinander verbunden werden.

Praktische Szenarien: Generationengerechtigkeit vor Ort diskutieren
- Die 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung bieten einen guten Ausgangspunkt, um vor Ort konkret zu diskutieren. Je nachdem, wer die Teilnehmer*innen Ihrer Veranstaltung sind, kann es sinnvoll sein, zielgruppengerecht eines oder mehrerer dieser Ziele in den Mittelpunkt zu rücken: Fragt eure Teilnehmer*innen: Wie steht es um diese Ziele in unserer Kommune? Was ist wo noch zu tun – und welche konkreten Schritte erscheinen in unserer Kommune gut umsetzbar? Es lohnt sich, für solche Diskussionen Expert*innen, etwa aus der lokalen Verwaltung, einzuladen, die alle Anwesenden informieren und solche Gespräche begleiten können.
- Nutzt solche Veranstaltungen auch, um die Aufmerksamkeit auf das Miteinander der Generationen zu lenken: Gibt es mit Blick auf manche Ziele für bestimmte Generationen besondere Herausforderungen? Gibt es andere Ziele, bei denen alle Generationen in einem Boot sitzen? Und, nicht zuletzt: Wo überschneiden sich die Interessen der Generationen. Wo können Generationen Hand in Hand zusammenarbeiten, um zur Verwirklichung nachhaltiger Entwicklung vor Ort beizutragen?
Gerechtigkeit zwischen den Generationen als Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist schwer in Mode. Vom Joghurt über den Baustoff bis hin zur Fernreise gibt es kaum ein Produkt, das nicht auch in Varianten verfügbar ist, die als nachhaltig angepriesen werden. In den unterschiedlichsten Politikfeldern wird die Notwendigkeit nachhaltiger Maßnahmen eingefordert. Nicht nur große Unternehmen sind inzwischen zu einer umfangreichen Berichterstattung in Sachen Nachhaltigkeit und zur Umsetzung entsprechender Vorgaben verpflichtet. Auch in der Forschung spielen Begriffe der Nachhaltigkeit inzwischen eine große Rolle. Was aber ist mit Nachhaltigkeit eigentlich gemeint?
So leben, dass genügend bleibt
Den vielen verschiedenen Nachhaltigkeitsbegriffen, die in der Wissenschaft, der Politik und in öffentlichen Debatten verwendet werden, liegt ein zentraler Gedanke zugrunde. Dieser ist 1987 prominent im Abschlussbericht der sogenannten Brundtland-Kommission formuliert worden. Nachhaltige Entwicklung ist demnach eine „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können“. Die Grundidee ist einfach: Wir Menschen sollen in der Gegenwart so leben, dass auch zukünftigen Generationen noch genügend und genügend Gutes zum Leben bleibt. Diese Idee hat seither viele politische Beschlüsse und Dokumente geprägt.
Die Idee der Nachhaltigkeit ist eng mit dem Gedanken der Entwicklung verknüpft. Das zeigt sich etwa deutlich an den 17 Zielen nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen, die als eine Art politisches Programm der Weltgemeinschaft bis zum Jahr 2030 verstanden werden können. Nachhaltigkeit, so wird in diesen Zielen klar, soll als Leitbild Entwicklungen in unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen anleiten: Dies gilt für sauberes Wasser und ein geschütztes Klima ebenso wie für gute Arbeitsplätze, den Schutz vor Gewalt oder den Kampf gegen Analphabetismus. Nachhaltigkeit meint also nicht, dass keine Entwicklung oder Verbesserung mehr stattfinden, sondern dass diese spezifische, eben nachhaltige Formen annehmen soll.
Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit
In Überlegungen zur Generationengerechtigkeit spielt der Begriff der Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Dabei sind mindestens zwei Dinge zentral: Erstens, in welchem Umfang darf eine Generation darüber entscheiden, was sie einer späteren Generation hinterlässt? Darf sie etwa entscheiden, von einem Gut – beispielsweise natürlichen Ressourcen – viel zu verbrauchen und dafür ein anderes Gut – etwa Technologie und Wissen – hinterlassen? Oder ist es gerade die Wahlfreiheit, die sie späteren Generationen hinterlassen werden muss? Muss die vorherige Generation also unterschiedlichste Güter für Spätere bewahren? Zweitens, wie ist es um die einzelnen Güter bestellt? Erlaubt das Gebot der Nachhaltigkeit uns noch, bestimmte Güter weiter zu verbrauchen? Zumindest mit Blick auf natürliche Güter sind viele Forschende skeptisch: Natürliche Güter sind bereits so stark ausgebeutet und verbraucht worden, dass das Gebot der Nachhaltigkeit verlangt, sie zu schonen und nach Möglichkeit, etwa durch Aufforstung und Renaturierung, wieder zu vergrößern.
Der Dreiklang der Nachhaltigkeit
Nicht nur in der Politik ist oft von einem Dreiklang aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit die Rede. Deutlich zeigt sich dieses etwa in Diskussionen um globale Gerechtigkeit. Hier betonen Vertreterinnen ärmerer Staaten immer wieder die Notwendigkeit, soziale und ökonomische Entwicklungsziele mit Strategien des Natur- und Klimaschutzes zu verbinden. Ganz in diesem Sinne hat sich etwa auch der ehemalige Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika Laudato si’ (2015) geäußert: Die durch die Klimakrise gebeutelte Erde wird in dem Lehrschreiben explizit mit den ärmsten Menschen dieser Welt verglichen. Der Text ist in aktuellen Diskussionen um Klimaschutz und Generationengerechtigkeit sehr einflussreich. Wie viele Forschende, so forderte auch Papst Franziskus programmatisch ein, soziale und ökologische Probleme zusammenzudenken: Die ärmsten Staaten brauchen Chancen, sich ökonomisch und sozial entwickeln zu können. Die reichen Staaten müssen daher in Sachen Klimaschutz umso mehr leisten.
Die Grundidee der Nachhaltigkeit erlaubt es uns, Generationenverhältnisse kritisch zu prüfen: Lebt eine Generation so, dass für die nächsten Generation genug und genug Gutes bleibt? Oder verschlechtert sie die Chancen der Späteren in problematischer Weise?
Wer mehr wissen will:
Wenn ihr auf einschlägigen Videoplattformen wie Youtube nach „UN Entwicklungsziele“, „Nachhaltige Entwicklung“ oder nach vergleichbaren Stichwörtern suchen, findet ihr eine Vielzahl spannender Videos, die die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung erklären, erstellt etwa von der Bundesregierung oder der Hilfsorganisation Brot für die Welt.
Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt eine Vielzahl an Publikationen und Materialien rund um das Thema Nachhaltigkeit bereit, so etwa den spannenden Überblicksartikel von Iris Pufé: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/188663/was-ist-nachhaltigkeit-dimensionen-und-chancen/
Die einflussreiche Enzyklika Laudato si‘ vom ehemaligen Papst Franziskus ist im Internet verfügbar, etwa hier: https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html.
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Die Beitragsreihe Bilder der Generationen ist ein Angebot vom GenerationenCampus in Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der DATIpilot-Förderrichtlinie gefördert. Wir danken herzlich dem Autor dieses Beitrages und zeitgleich unserem Partner Dr. Johannes Müller-Salo von der Universität Hannover.
